Unsere Entstehung


Seit 1993 auf der Bühne zu Hause

Eine Geschichte des Rieder Krankenhaustheaters.

 

Anfangs dachte man, ich sei ein Myom. So erzählte Nobelpreisträger Konrad Lorenz seine Zeit als Familiennachzügler im Uterus seiner Mutter. Was die Mitglieder der Theatergruppe im Krankenhaus gedacht haben, als sie sich zur Premiere des Stückes „Man müsste verheiratet sein“ auf die Bühne begaben?  

Dass es 24 Jahre später immer noch ein Krankenhaustheater in Ried geben würde, gewiss nicht.

 

 


 

Auf Initiative von Erw.Schwester Hieronyma  wurde unter der Leitung der Professoren Otmar Wenzl  und Wolfgang Marschall eine Theatergruppe ins Leben gerufen. 

 

Im Jahr Null (1993)  spielte die bereits ansehnliche Truppe ein englisches Gesellschaftsstück von   J.B.Priestley; „ Man müsste verheiratet sein“ im (alten) Festsaal  des Krankenhauses.  Prof. Wenzl fertigte das Bühnenbild selbst an.   Die Kronenzeitung berichtete in ihrer Wochenendausgabe   mit dem Titel:  „Ärzte  spielen für ihre Patienten“, und in der  Tat durften die gehfähigen Patienten in den Festsaal  gehen.

 

Zur „Ur“Besetzung gehörten neben Uschi Matulik (HNO), Milo Halabi (Pathologie), Harald Pesl (Nuklearmedizin) , Silvia Wenzl (Chirurgie)  und Walter Pröll (Unfall) auch Franz Meisriemler (Rettung) und Maurer Elisabeth  (Krankenschwester).

 

Rasch folgten in den kommenden Jahren Nestroy's Klassiker „Einen Jux will er sich machen" (1994),  der 10 Jahre später noch einmal gespielt wurde, sowie „Der Müde Theodor" (1995), Unger: „Die Strasse der Masken" (1996).

Damals stießen Attila Csongrady (Anästhesie) , Erwin Ploberger (Unfall), Petra Ahammer (Logopädie), Regina Piereder (Endoskopie), Fritz Nagl (Gynäkologie) nebst Anderen, die nur ein- oder wenige Male mitspielen sollten, zur Truppe. 

Bis zum Jahr 2017 war die Gesamtzahl der Schauspieler auf über 75 angewachsen. Leider ist die Fluktuation der Akteure, bedingt durch den Beruf, groß. Die Bühnengestaltung übernahm allmählich  A. Csongrady, anfangs in Zusammenarbeit  mit dem Hausmaler. Die ursprünglich als Podien verwendeten Europaletten wurden durch professionelle ersetzt. Sensationell waren die in 2 Bahnen verschiebbaren, beidseitig bemal- und drehbaren Kulissen. Die unvergessene Schwester Basilia versorgte die Akteure während der Proben mit belegten Broten und Getränken. Der Besuch des Kellerbräu's war nachher trotzdem fast Pflicht.

 

Die Popularität der Truppe stieg in der Stadt. Die Schauspieler wurden auf der Straße nach den kommenden Projekten angesprochen. "Spielt's was Lustiges!" - war die häuftigste Bitte. So ging es weiter mit Nestroy's Einaktern „Zeitvertreib“ und „Frühere Verhältnissen" (1998), Goldoni`s  „Der Rappelkopf“ (1999) bzw. Nestroy`s “Liebes`gschichten und Heiratssachen" (2000).

 

2001  wurden Bühne und Saal des Krankenhauses zu klein, die Akustik litt durch den Bodenbelag  und das Krankenhaustheater verließ sie in Richtung Volkskundehaus, wo mit 2 Boulevardstücken, Arnold und Bach „Die spanische Fliege" (2001) sowie der Laufs, Kraats, Wiener „Blauen Maus" (2002), große Erfolge mit diesem Genre gefeiert wurde. Aus dem kleinen Krankenhaustheater wurde ein recht großes - Immer wieder mussten Reservestühle in den Saal gestellt werden.

 

2003 war endlich der neue Sparkassen-Stadtsaal fertig geworden. Auf Ersuchen der Veranstalter des Rieder Kultursommers wurde im Sommer das erste „schwierige Stück“, Dürrenmatts „Die Physiker" (2003) mit 4 großartigen  Protagonisten, Zahnd (Matulik), Möbius (Csongrady), Dr. Einstein (Pröll) und Newton ( Pesl), aufgeführt. Es wurde ein großer Erfolg. Für die Theatertruppe, und ihren Regisseur eine Feuertaufe.

 

Dennoch folgten auch Komödien, wie die Wiederholung von Nestroy's „Jux“, die interessante Vergleiche nach 10 Jahren ermöglichte, zumal die Spitzenrollen hauptsächlich von denselben Akteuren gespielt wurden. Der Diener Melchior allerdings  wurde von Reini Strasser (EDV) gespielt. Ein Gütezeichen: der Vergleich mit Erwin Ploberger fiel unentschieden aus.

 

Im Jahr 2001 wurde Attila Csongrady als Bühnenbildner von Walter Pröll abgelöst. Tobias Pröll übernahm ebenso professionell die Beleuchtung und Toneffekte.

 

Erfolgreiche Boulevardstücke: Walter Pfaus: „Mimi`s Krimis" (2004) und „Ein gemütliches Wochenende" (2007),  Robbins: „Schau nicht unters Rosenbeet" (2009), führten zwar immer wieder zurück zur Komödie, doch  war es ein Atem-Holen zu anspruchsvolleren Aufgaben:

2005    von Horvath :           "G`schichten aus dem Wienerwald"

2006    von Shakespeare:    "Sommernachtstraum"

2008    von Max Frisch:        "Don Juan oder die Liebe zur Geometrie"

2010    von Dürrenmatt:      "Besuch der alten Dame"

2011    von Weigel:                "Der eingebildete Doktor"

2012    von Shakespeare:     "Was ihr wollt"

 

In dieser Zeit kamen immer mehr Kollegen dazu:

Nina Häring, Traudi Kneidinger, Harald Retschitzegger, Sabine Schmidseder, Bernhard und Irene Kammerer, Liesi Jagsch, Roland Kratzer, Boris Poschusta, Franz Reichartseder, Daniel Marlin, Stefan Schweighofer, Coni Pumberger, Fritz Nagl und der auch beim Bühnenbau und Kulissentransport unersetzbare Josef Fuchs. Andere gingen einen mehr oder weniger langen Weg, auf den Brettern die die Welt bedeuten, mit uns.

 

Erwähnt werden sollen die vielen Souffleusen, die uns Schauspieler oft genug aus der Patsche halfen. (M. Ploberger, Heike Hofmeister (6x), Doris Hatheier, M. Fürtner, Gabi Sturm, Annika Csongrady, Petra Zwielehner).

 

2013 trat Otmar Wenzl als Regisseur und Prinzipal zurück. Nach genau 20 Jahren emotionaler  Zusammenarbeit war der Verlust schwer zu verkraften, obwohl ein neuer Regisseur bald gefunden war. Seit 2013 heißt er Raimund Stangl, geboren 1971, Regisseur, Sänger, Schauspieler.  Der Stil änderte sich, der Umbruch ist noch nicht abgeschlossen. Junge Kollegen spielen engagiert mit, das Krankenhaustheater öffnet sich personell. Einige ziehen sich langsam zurück.

 

Das  Krankenhaustheater wurde 2015 als Verein neu gegründet, zum Vorsitzenden wurde Attila Csongrady (nun mehr Pensionist gewählt).

Dieses Amt wurde 2018 von Traudi Kneidinger übernommen und unser lieber Attila als Ehrenmitglied in den wohlverdienten Theaterruhestand geschickt.

 

Nach einer einjährigen Pause wurde 2014 mit „Pension Schöller" ein grandioser Lacherfolg  gefeiert. Die Historie der letzten Jahre ist unten zusammengefasst.


2013     Pause

2014     von Laufs/Jacobi, Wiener:          "Pension Schöller"

2015     von Alejandro Casona:               "Bäume sterben aufrecht"

2016     von Christine  Steinwasser:       "Es war die Nachtigall und nicht die Lerche"

2017/18  von Kesselring:                          "Arsen und Spitzenhäubchen"

2019    von Marc Camoletti:                    "Hier sind sie richtig"

2020    von Christoph Eckert                    "Die Widerspenstige"

 

Die Zukunft ist offen. Wir alle blicken hoffnungsvoll in weitere viele Jahre Theater in Ried.

Stadt, Gemeinde, Krankenhaus  und das Land sollten uns dabei weiter helfen.

 

Diese Rieder Institution ist einzigartig in Österreich.